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ZU GAST IM HAUS FÜR KINDER BüNo 19

Pressemitteilung | ERLANGEN, 29. Juli 2022

Recht auf Arbeit, Recht auf Teilhabe

Begegnung mit Inklusion

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales fördert das Modellprojekt “LAUT” bis 2025 mit rund fünf Millionen Euro zur Verbesserung der Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen. Am Freitag, dem 29.07.2022, trafen sich Partnerorganisationen aus dem Inklusionsprojekt mit der parlamentarischen Staatssekretärin Anette Kramme und der Bundestagsabgeordneten Martina Stamm-Fibich, im Erlanger BüNo19 – Haus für Kinder und sprachen mit der Einrichtungsleitung sowie Sozialreferent Dieter Rosner über die Erfahrungen und Hindernisse bei der Schaffung inklusiver Arbeitsplätze. 

In 2021 hat sich das Haus für Kinder “BüNo 19” auf den Weg gemacht, um einen inklusiven Arbeitsplatz zu schaffen, berichtet Janette Baumann, Sachgebietsleiterin der Einrichtungen zur Stärkung von Familien im Jugendamt Erlangen. Als integrative Einrichtung mit speziellen Förderräumen hat man sich im Team bewusst entschieden, eine Stelle mit einer Person mit Behinderungen zu besetzen. Man wollte Vorreiter und Vorbild für andere Einrichtungen sein, doch rückblickend betont Andrea Wiechert, Gesamtleitung des Kinderhauses: „Ohne LAUT wäre die Vermittlung nicht zustande gekommen.“ Wiechert war überrascht, dass sich die Stadt so zurückhaltend zeigte, doch die organisatorischen Hürden waren groß und auch die Einarbeitung verlief nicht reibungslos. Geholfen haben hier die lösungsorientierte Teamarbeit und die Vorarbeit im Coaching durch die LAUT-Partnerorganisation “Access”, berichtet Wiechert weiter. Seit September 2021 arbeitet die ehemalige LAUT-Teilnehmerin im Hauswirtschaftsbereich der Einrichtung. Ihre Kollegin Natalie Popp zeigt sich positiv überrascht und erfreut: „Was ich nicht erwartet habe, ist die gute Weiterentwicklung.“ Es brauche eine offene, tolerante und kommunikative Belegschaft, damit auch Menschen mit psychischen und kognitiven Einschränkungen gut inkludiert werden können, ist man sich im Kinderhaus einig.

Unsicherheit bei Psychischen Erkrankungen und fehlende Zugänge für Inklusion

Arbeitgebende brauchen Handwerkszeug im Umgang mit psychischen Erkrankungen in der Belegschaft, die nach wie vor für viele eine „Black-Box“ darstellen, so Martina Stamm-Fibich (MdB). Sie nimmt große Bereitschaft wahr, Menschen in Organisationen bei Verschlechterung des Gesundheitszustandes zu halten und zu unterstützen: „Man kümmert sich um die eigenen Leute.“ Externe Bewerber*innen haben es hingegen schwer und auch bei psychischen Erkrankungen herrscht oft Unsicherheit. Die parlamentarische Staatssekretärin Anette Kramme wünscht sich vonseiten der Schwerbehindertenvertretung hierzu konkrete Aktionspläne, um das Recht auf Arbeit und somit auf gesellschaftliche Teilhabe tatsächlich allen Personen zu ermöglichen. Die Gesprächspartner*innen bedauern fehlende Wege, um mehr Personen mit besonderen Unterstützungsbedarf im öffentlichen Bereich zu platzieren. Hürden sind etwa die starren Rahmenbedingungen von den Stellenprofilen bis hin zu den Möglichkeiten der tariflichen Eingruppierung. Gleichzeitig vermisst Kramme mehr Inklusionsfirmen, die auf psychische Erkrankungen spezialisiert sind. Im LAUT Projekt ist man diesbezüglich mit den Projektpartnern “wabe e. V.” und den Sozialbetrieben der “Laufer Mühle” gut aufgestellt. Denn der Bedarf ist deutlich: Mit 55 Prozent hat der Großteil der Teilnehmenden im Inklusionsprojekt LAUT psychische Erkrankungen, die den Zugang zum Arbeitsmarkt erschweren. Eine steigende Entwicklung, die auch gesamtgesellschaftlich spürbar ist.

Angesichts der dramatischen Lage in der psychotherapeutischen Versorgung sprechen sich alle Gesprächsteilnehmer*innen für mehr Prävention zur Erhaltung der psychischen Gesundheit aus: Sowohl Plätze in der stationären Akutbehandlung als auch ambulante Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind vollkommen überlaufen. Dieter Rosner, Sozialreferent der Stadt Erlangen, zeigt sich angesichts des Fachkräftemangels auf dem Gebiet der Psychotherapie extrem besorgt.

Individuelle Lösungen brauchen Ressourcen

Kramme sieht bei der Platzierung von Menschen mit Behinderung und gesundheitlichen Einschränkungen das sogenannte „Creaming[1]“ als Gefahr. Dies schließen die Partnerorganisationen in LAUT aus. Tatsächlich ist LAUT für die Zielgruppe konzipiert, bei der die herkömmlichen Instrumente der Jobcenter bislang nicht zielführend waren. Silke Ulrich, Inklusionsberaterin bei “Access” berichtet zudem, dass zum Teilnahmestart genau analysiert wird, wo die Personen hinwollen, was sie mitbringen und was realistisch ist, um sowohl Unter- als auch Überforderung zu vermeiden. Daneben werden auch Selbsthilfestrategien erarbeitet, denn Ängste, wie bspw. davor, wieder zu scheitern, sind keine Seltenheit bei den Teilnehmenden. Sie müssen ihre Trigger und Lösungsinstrumente kennen. Bei der inklusiven Stelle in der Küche des “BüNo 19” ist ein wichtiger Schlüssel: Kommunikation im Team und mit der betreffenden Person. Nur gemeinsam können Lösungen gefunden und erprobt werden, denn der Arbeitsplatz und die notwendige Unterstützung müssen im gesamten Team mitgetragen werden. Die Beratung und Vermittlung durch LAUT ist hierbei ein willkommener Anker und man bedauert, dass die Begleitung nach zwölf Monaten endet. Denn Inklusion ist ein Prozess, der fortlaufend Ressourcen benötigt.

[1] „Creaming“ beschreibt die vorzugsweise Vermittlung arbeitsmarktnaher Klient*innen und vernachlässigen von leistungsschwächeren bzw. Menschen mit diffusen Vermittlungshemmnissen.

 

Gruppenfoto der Gesprächsteilnehmer*innen: (v.l.n.r.) A. Kramme (Staatssekretärin BMAS), P. Ros (Öffentlichkeitsarbeit LAUT), S. Ulrich (Inklusionsberatung Access gGbmH), J. Baumann (Sachgebietsleitung Jugendamt Erlangen), Gerd Worm (Vorstand GGFA AöR, Leitung Jobcenter ER), K.H. Miederer (Geschäftsführer Access gGbmH), M. Stamm-Fibich (MdB), A. Wiechert (Kinderhausleitung), H. Fischer (Teamleitung Jobcenter ERH), D. Rosner (Referent für Jugend, Familie und Soziales Stadt Erlangen)
v.l.n.r.: A. Kramme (Staatssekretärin BMAS), P. Ros (Öffentlichkeitsarbeit LAUT), S. Ulrich (Inklusionsberatung Access gGbmH), J. Baumann (Sachgebietsleitung Jugendamt Erlangen), Gerd Worm (Vorstand GGFA AöR, Leitung Jobcenter ER), K.H. Miederer (Geschäftsführer Access gGbmH), M. Stamm-Fibich (MdB), A. Wiechert (Kinderhausleitung), H. Fischer (Teamleitung Jobcenter ERH), D. Rosner (Referent für Jugend, Familie und Soziales Stadt Erlangen)

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